Donnerstag, 09. November 2023 / 19:30 Uhr – „Das Spil“ Gedenken an die Reichspogromnacht im Theater Am Hagen – Straubing

„Das Spil“ – Musiktheater
Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht
im Theater Am Hagen
9. November 2023 / 19:00 Uhr (Eintritt frei)

Anmeldung: kulturamt@straubing.de oder roman.schaffner@straubing.de

In der Nacht von 9. auf 10. November brannten Synagogen, Geschäfte und Wohnungen von Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland, Österreich und in der damaligen Tschechoslowakei. Organisierte Schlägertrupps terrorisierten und misshandelten tausende Juden. Hunderte Menschen wurden ermordet, oder durch die Umstände in den Selbstmord getrieben. Die Reichspogromnacht markiert, für jedermann sichtbar, den Übergang von der Diskriminierung zur systematischen Vertreibung, Unterdrückung und letztendlich der millionenfachen Vernichtung von Jüdinnen und Juden.
Auch in Straubing wurden in dieser Nacht Fenster, Türen und Inneneinrichtung der einzigen niederbayerischen Synagoge zerstört, jüdische Geschäfte verwüstet und zahlreiche jüdische Mitbürger verhaftet. Die meisten jüdischen Männer aus Straubing wurden in das KZ Dachau verbracht, darunter: Nathan Frank, Stephan Künstler, Heinrich und Gustav Springer, Emil Löwenthal, Isidor Spiegl… Der zynische Ausdruck dafür lautete „Schutzhaft“. Insgesamt wurden im Zuge der Reichspogromnacht Zehntausende Juden in Konzentrationslagern „interniert“. Auch unter ihnen gab es aufgrund grausamer Haftbedingungen sowie auch durch Hinrichtungen zahlreiche Todesopfer.

Die Partnerschaften für Demokratie „Wir sind Straubing“ begreifen Erinnerungsarbeit als zukunftsgerichtete Demokratiearbeit. In diesem Kontext beschäftigen wir uns u. a. seit zehn Jahren mit dem Wirken und Leben Janusz Korczaks sowie dessen Einfluss auf die Demokratieerziehung. Das musikalische Kammerspiel „Das Spil“ von Ecco Meineke erzählt die Geschichte des berühmten polnisch-jüdischen Arztes, Pädagogen und Schriftstellers Janusz Korczak. Er formulierte Grundrechte für Kinder bereits vor mehr als 100 Jahren in seiner „Magna Charta Libertatis“ und setzte diese unter anderem im 1912 von ihm gegründeten jüdischen Waisenhaus „Dom Sierot“ in seiner pädagogischen Praxis um. Die UN-Kinderrechtskonvention von 1989 basiert in wesentlichen Teilen auf Janusz Korczak. Nach der deutschen Besetzung Polens musste Korczak 1940 mit seinen Waisenhauskindern ins Warschauer Ghetto übersiedeln. Von dort aus wurde er im August 1942 zusammen mit seiner engsten Mitstreiterin Stefania Wilczyńska, weiteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und über 200 Kindern in das NS-Vernichtungslager Treblinka deportiert und ermordet.

In Meinekes Stück wird das Wirken Korczaks von sechs Personen der Gegenwart, aus unterschiedlichen Ländern zum Leben erweckt. Erst nach und nach entdecken sie, dass sie Nachkommen jener Kinder sind, die einst im Warschauer Waisenhaus Dom Sierot betreut wurden und dem Holocaust rechtzeitig entkommen waren. Reihum schlüpfen sie abwechselnd in die Rolle des „Alten Doktors“ und in die Kinder-Rollen ihrer Vorfahren. Gleichzeitig spiegeln sich die damaligen Konflikte auch in ihrem jetzigen Leben.

Das Schauspiel-Ensemble besteht aus AbsolventInnen der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst - Stuttgart. Für die musikalische Umsetzung sorgt ein sechsköpfiges Ensemble, bestehend aus renommierten MusikerInnen. „Das Spil“ wurde im Rahmen von „Wir sind Straubing“ entwickelt und fand in enger Zusammenarbeit mit Marta Ciesielska vom Korczakianum Warschau sowie Siegfried Steiger, Ehrenpräsident der Deutschen Korczak-Gesellschaft statt. Nachdem im letzten Jahr bereits eine Rohfassung im „AnStattTheater“ aufgeführt wurde, können wir am 9. November 2023 die Komplettfassung im Theater „Am Hagen“ präsentieren. Eine zusätzliche Aufführung für Schulen findet am 10. November 2023 um 10:00 Uhr statt. Zu beiden Aufführungen ist der Eintritt frei.

Die Organisationvor Ort erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Straubing und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Wir alle möchten einen Beitrag leisten, dass die schrecklichen Ereignisse von damals nicht in Vergessenheit geraten.

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