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In unserem Themenschwerpunkt „Persönlichkeiten“ machen wir Sie mit herausragenden Menschen bekannt, die in Kooperation mit WIR SIND STRAUBING unsere Arbeit maßgeblich beeinflussen.

Prof. Dr. Karol Czejarek

Ich war, bin und bleibe ein Fürsprecher der deutsch-polnischen Zusammenarbeit

 

Eine biographische Erinnerung

Ich bin am 11. August 1939 in Berlin, in der Livländischen Straße 4 geboren worden, also kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.
Mein Vater, Roman, war Schlesier aus Zabrze, und meine Mutter, Maria, geb. Mellin, war gebürtige Deutsche aus der Nähe von Hildesheim; ihre Familie, darunter auch meine Schwester mit ihren Söhnen, wohnt in Ahrbergen. So heißt der Ort, in dem meine Mama geboren wurde und wo sie gewohnt hat.
Noch vor dem Krieg war dies ein Dorf. Heute ist es eine bezaubernde Kleinstadt, wie es sie überall in Deutschland gibt, zwischen zwei schönen Seen gelegen, umsäumt von Äckern und von modernen Verkehrsanbindungen, die vom Weiten zu sehen sind.
Nach Ahrbergen, zur Familie meiner Mama, fuhren wir häufig in den düsteren Tagen des Krieges, besonders wenn in Berlin die Lebensmittel knapp wurden. Der Hunger machte mir seit damals zu schaffen, bis ich für meine Haushaltung selber zu verdienen begann. In Berlin wuchs ich fast bis zu meinem 10. Lebensjahr heran. Ich hatte dort Freunde, Freundinnen, hier begann meine Schulzeit. Ich absolvierte drei Klassen der deutschen Grundschule, und als wir 1949 nach Polen kamen, schrieb mich mein Vater gleich … in die vierte Klasse ein (wohlgemerkt in eine polnische Schule), und Ähnliches geschah mit meiner Schwester.

In Berlin wurde ich auch getauft (durch einen Verwandten, den älteren Bruder meines Vaters, der katholischer Priester war) und empfing die Erste Kommunion. Wenn ich in Deutschland bin, besuche ich diese für mich „heiligen Stätten“ und gedenke dort meiner Kindheit und meines deutsch-polnischen Schicksals. Und wie gewöhnlich machte die Geschichte einen Kreis – derzeit wohnt hier meine Tochter mit ihrem Mann, hier wurde mein erster Enkel, Jonasz, geboren. Die ältere Enkelin, Natalia, wurde in Warschau geboren. Aber was macht es für einen Unterschied, wer wo geboren ist? Über alles entscheidet sowieso die Erziehung und das von den Eltern gefestigte Bewusstsein des heranwachsenden Kindes und danach seine autonome Entscheidung, was er wirklich werden will. Vor vielen Jahren stand ich vor demselben Problem. Obwohl ich in Berlin geboren bin, wollte ich immer Pole werden, und so kam es, obgleich meine Mama nach dem Tode meines Vaters in ihre Heimat zurückkehrte und wieder deutsche Staatsbürgerin wurde. Ich folgte damals ihrer Entscheidung nicht, und ich kam nie auf den Gedanken, dass es anders werden könnte. Meine Entscheidung, in Polen zu bleiben, traf ich gänzlich bewusst und souverän. Ich bin stolz auf mein Polentum und zufrieden mit dem, was ich in Polen erreicht habe. Aber der Reihe nach.

Wer war mein s. A. Vater, und weshalb zog es ihn nach Polen?
Sicherlich hatte sein Geburtsort, Zabrze, das im Jahre 1913 (als er geboren wurde) noch so geheißen hatte, obwohl es eine preußische Stadt mit seit Jahrhunderten starken polnischen Spuren war und erst 1915 in Hindenburg umbenannt wurde, eine große Bedeutung. Viele Schlesier kämpften nach wie vor um die Zugehörigkeit von ganz Oberschlesien zu Polen weiter, unter anderem in drei Schlesischen Aufständen im 20. Jh.
Mein Vater und noch früher mein Großvater gehörten zu denjenigen Schlesiern, die sich als Polen fühlten. Jedoch entschieden eine Volksabstimmung und die erfolglosen Aufstände (an denen mein Großvater aktiv teilgenommen hatte) darüber, dass Oberschlesien, also auch Hindenburg, bis 1945 „deutsch“ blieben (obwohl nach dem Ersten Weltkrieg ein polnischer Staat entstanden war).
Ich erwähne dies deshalb, weil ich mein „Polentum“ eben vom Vater und Großvater „im Blut“ hatte, und so blieb es, obwohl meine Mutter nach dem Tod meines Vaters 1953 nach Deutschland zurückkehrte (sie starb 2001).

Mein Vater sollte ähnlich wie sein Bruder Priester werden, aber er verzichtete darauf und zog auf der Suche nach Wissen und Arbeit ins Reich, wie es bis heute noch in Schlesien von Deutschland heißt. Er absolvierte ein renommiertes Studium (unter anderem in Deutschland, Italien und Frankreich), konnte mehrere Sprachen. Er war von der Ausbildung Germanist (in dieser Hinsicht folgte ich seinen Spuren!) und wurde vor dem Krieg als Dozent an der Humboldt-Universität zu Berlin eingestellt. Während er dort arbeitete, nahm er an den Aktivitäten des Bundes der Polen in Deutschland, der von den Machthabern des Dritten Reiches 1938 aufgelöst wurde, rege teil. Wegen dieser Tätigkeit, die als deutschlandfeindlich eingestuft worden war, wurde er entlassen und zur Strafe in eine Grube in Giesen, einer kleinen Ortschaft in der Nähe von Hildesheim, verwiesen. Gerade hier stieg er auf dem Bahnhof aus und fragte meine Mama nach dem Weg. Als Tochter eines Feinbäckers verkaufte sie an jenem Tag gerade Back- und Konditorwaren im Bahnhof. Auf diese Weise lernte er seine künftige Frau kennen, die ihn mit ihrem Auto an seinen neuen Aufenthaltsort fuhr. Es war wohl eine Schicksalsfügung, dass sie bald heirateten und nach Berlin zogen, sicherlich auch dank den Bemühungen des Vaters meiner Mama. An meinen „deutschen“ Opa kann ich mich nicht erinnern, denn er verstarb 1941, als ich knapp zwei Jahre alt war.
Die tragischen Jahre des Krieges erlebte ich in Berlin. Mein Vater war an der Front, und meine Mutter war ohne Arbeit und mit zwei Kindern auf der Suche nach „Rettung“ im Pfarrhaus bei unserem verwandten Priester in der Nähe von Varnsdorf (auf dem Territorium des heutigen Tschechiens). Kurz nach Einmarsch der Russen flohen wir nach Schlesien, zu unserem „polnischen“ Großvater, in der Hoffnung, dort sicher zu sein. Leider war dem nicht so!

Diesmal wurden wir von den sowjetischen Truppen vertrieben! Mit unserem Hab und Gut, das auf einem kleinen Wagen zusammengetragen war, zogen wir mit Mama und meiner vierjährigen Schwester nach Berlin. Zu Fuß! Es war ein Leidensweg für uns, denn wir ernährten uns von dem, was uns verschiedene gute Menschen unterwegs zu essen gaben; manchmal erlaubten sie uns auch, bei ihnen zu übernachten. Das Jahr 1945 war und blieb für mich ein Jahr des Elends und des Hungers. Wie durch ein Wunder erreichten wir Berlin (ich weiß, dass uns auch ein russischer Offizier geholfen hat, an den ich mich wie durch einen Schleier erinnern kann).
Unsere Berliner Wohnung war zum Glück (nach der Enttrümmerung) wieder bewohnbar. Aber zu essen gab es nach wie vor fast nichts. Zwei Scheiben Brot mit Marmelade pro Tag, mitunter eine Suppe auf der Straße, und ein Stück Fleisch nur sonntags. Eine irgendwo aufgefundene Kartoffel war ein wahrer Leckerbissen.
Nach seiner Rückkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft 1946 begann mein Vater in der Polnischen Militärmission in Berlin zu arbeiten. Ich wurde in die an der „Mission“ funktionierende polnische Schule eingeschrieben (dort lernte ich nachmittags) und besuchte parallel dazu eine deutsche Schule, in die ich morgens ging. Sie befand sich unweit von unserer Wohnung im Stadtteil Wilmersdorf. Als es „den Umständen entsprechend“ anfing, uns besser zu gehen, entschied mein Vater 1949, mit seiner Familie nach Polen umzusiedeln!

Das Familiendrama begann in Stettin …
wohin wir mit einem Gütertransport befördert wurden und wo wir eine Zeit lang in einem Waggon auf einem Abstellgleis des Bahnhofs Szczecin-Turzyn gewohnt haben. Aber bald bekamen wir als Repatriierten (Heimkehrer) eine Zweizimmerwohnung. Mein Vater hoffte auf eine Arbeit, wie sie ihm übrigens in der Militärmission in Aussicht gestellt worden war. Er sollte an der zu eröffnenden Stettiner Universität eingestellt werden. Aber die Universität entstand nicht. Der Vater trat auch keiner politischen Partei bei. So also, als Repatriierter aus Deutschland, zudem noch mit einer deutschen Frau und mit Kindern, die damals noch nicht Polnisch sprachen, wurde er in verschiedenen Institutionen angestellt, in denen er aber nur in untergeordneten Positionen arbeitete, zuerst im Amt für Seefahrt, dann in der Anstalt für Weiterbildung im Handwerk, zuletzt in der Stettiner Apothekenverwaltung (er bekam damals keine andere, seinen wissenschaftlichen Qualifikationen und Ambitionen entsprechende Arbeit, obwohl er sich darum bemühte und in Stettin bereits einige andere Hochschulen funktionierten). Selbst eine Anstellung als einfacher Lehrer in einer Schule wurde ihm verweigert. So waren damals die Zeiten, die heute als stalinistisch bezeichnet werden, Zeiten voller Hass gegen alles, was „deutsch“ war!
Die Eltern haben jene Zeit als sehr schwer erlebt. Nach meiner Einschätzung wurde der Vater aus politischen Motiven misshandelt, aber auch wegen seines katholischen Glaubens. Er verdiente sich einen Teil seines Unterhalts als Orgelspieler in einer Kirche, in der auch ich bei der Messe diente. Mit dem Probst dieser Pfarre (einem Schlesier aus Rybnik) war mein Vater mehrere Jahre lang befreundet. Ich habe nie gehört, dass sich mein Vater über sein Schicksal beklagen oder dass er seinen Entschluss, nach Polen zurückzukehren, bereuen würde.
Und er hätte doch mit Mama in ihre Heimat gehen können, ihre Brüder haben ihn – nach meinem Wissen – dazu ermuntern, Mama persönlich auch. Er blieb aber in seinem Entschluss standhaft. Alle Schwierigkeiten bezeichnete er als vorübergehend. Er unterstrich aber ständig, das „Polen unser Mutterland ist, und die Mutter darf man nicht schlecht machen“. Und diese in der Fremde mit seiner Beteiligung formulierte Wahrheit der Polen habe ich mir zu eigen gemacht.

Im November 1953 war mein Papa nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt unerwartet verstorben. Und wir verblieben nur dem Schicksal überlassen. (Vater war bis zu diesem Zeitpunkt der einzige Ernährer unserer Familie, und Mama blieb mehrere Monate lang arbeitslos). Und wieder litten wir unter Hunger und Kälte. Geld für Essen, Beheizung, Bekleidung, Lehrbücher, wörtlich – für alles – fehlte. Dabei waren es gerade die schlechtesten Jahre in Polen. nicht nur wegen der wirtschaftlichen Misere, sondern auch der wegen Repressionen sowie der Feindschaft gegenüber den Deutschen; jedenfalls lebten wir damals in sehr schlechten Verhältnissen, und Mama konnte uns kaum über Wasser halten.

Damals halfen uns andere Repatriierte aus Berlin über die Runden zu kommen, alte Bekannte und Kollegen des Vaters aus Ämtern, in denen er gearbeitet hatte. Unter ihnen war auch der schon genannte unersetzliche Pfarrer Franciszek Kotuła. Der zweite Mann, der uns damals geholfen hatte, war der beste Freund meines Vaters, der mit seiner Frau ebenfalls aus Berlin nach Stettin gekommen war, Franciszek Welter. (Zu den Weltern gingen wir sonntags zum Mittagessen und wurden zu allen Festtagen eingeladen, so dass wir für die ganze Woche mit Essen versorgt waren). Und Pfarrer Kotuła nahm mich als Ministranten zu … Begräbnissen, Trauungen, den in Polen üblichen Weihnachtsbesuchen bei den Gläubigen mit, und so brachte diese Tätigkeiten immer etwas Geld ein. Nach längeren Bemühungen bekam Mama eine Anstellung in einer Apotheke als Apothekerassistentin.
Um meiner Mutter zu helfen – als körperliche Arbeit verrichtende Arbeitskraft verdiente sie wenig (damals wurden die Arzneimittel per Hand sortiert) – verrichtete ich nachmittags diverse Arbeiten. Ich verkaufte auf dem Markt Obst und Gemüse aus unserem Schrebergarten, half jüngeren Schülern bei den Hausaufgaben, ich schliff Fußböden mit Stahlspänen ab, pflückte fremden Leuten Obst von den Bäumen, fuhr nach Schlesien zum Arbeiten bei weiteren Verwandten. Ich tat dies alles, um zum bescheidenen Einkommen Mamas dazuzuverdienen, um Geld für Schulbücher, Kleidung und Schuhe zu haben. Zum Glück traf ich in jenen Jahren viele wohlwollende Menschen: die Familien Wika, Krajczewski, Kowalski, Stattler, Stebel, Magiera, Imiołczyk, Gałecki, Koczy, Polak und viele andere mehr.
Leider half uns der Bruder meines Vaters, der nach wie vor Pfarrer in Varnsdorf war, ehe er nach Deutschland ausgewandert war, nicht. Auch die in Deutschland lebende Familie meiner Mutter half uns nicht; sie hielt meine Mama für eine Verräterin, weil sei einen „Polen“ geheiratet hatte und nach dem Krieg aus Berlin nach Polen umgezogen ist, statt in ihre Heimat zurückzukehren. Wie dem auch sein – so war es und ist vorbei!

Abitur und erste Anstellung
1956 bestand ich das Abitur und bewarb mich um Aufnahme in die Technische Militärakademie in Warschau. Obwohl ich die Prüfung bestanden hatte, wurde ich nicht aufgenommen, weil ich „Verwandte im Westen“ hatte. So kehrte ich nach Stettin zurück und begann am 1. September als Praktikant in der Buchhandlung Klubowa der Firma Dom Książki zu arbeiten. Nach einigen Jahren wurde ich Leiter dieser Buchhandlung. In der Zwischenzeit leistete ich meine Wehrpflicht (1959-1961), mit Eifer, weil ich dachte, dass ich als Radfahrer mit besten Aussichten auf Erfolg zumindest gute Bedingungen zum Training haben würde (mein Traum war der Legia-Klub – damals CWKS Warschau oder wenigstens OWKS – der Militärbezirksklub in Bydgoszcz). Aber trotzdem stand wieder meine Herkunft (ungeachtet all meiner ansehnlichen sportlichen Erfolge) meinen Bestrebungen im Wege.
Meinen Militärdienst leistete ich in einer regulären Einheit der Streitkräfte ab, und Radfahren trieb ich in meiner Freizeit, also „nach Dienstschluss“. Aber ich beklage mich nicht, denn es war eine Zeit meiner größten Erfolge als Radfahrer (auf die ich bis heute sehr stolz bin). Bevor ich davon erzähle, möchte ich schildern, wie die Rückkehr meiner Mama und meiner Schwerster nach Deutschland im Jahre 1957 aussah, denn das war ein in meinem Leben besonders wichtiges Ereignis.

Die Rückkehr der Mutter nach Deutschland
Als ich die Verzweiflung meiner Mutter sah, begann ich Verständnis für ihr Denken an eine Reise „zu Besuch“ zu ihrem ältesten Bruder, nach Ahrbergen, zu zeigen. Nach langen Bemühungen bekam sie einen Reisepass und verreiste; die Garantie dafür, dass sie wiederkommt, war ich, der ich in Stettin geblieben war.
Mama und Schwester verreisten für drei Monate, aber ihre Brüder (ein leiblicher und zwei Halbbrüder) haben sie überredet, in Deutschland zu bleiben. Sie selbst hoffte darauf, dass sie mich nach einiger Zeit im Rahmen der damals realen Möglichkeit der Familienzusammenführung zu sich holt. Sicherlich fand sie in Deutschland Ruhe (niemand beschimpfte sie mehr als szwabka – verächtlich Deutsche, was in Polen gang und gäbe war). Bald fand sie Arbeit und heiratete zum zweiten Mal – ihr Mann war ihr Schulfreund, der – wie sich herausstellte – sie als seine erste Liebe betrachtete (er blieb seit seiner Schulzeit ledig).
Auch meine Schwester heiratete, machte sich in Ahrbergen sesshaft und gebar zwei Söhne.
Ich bin trotz Drängens meiner Mutter, ihrer Familie und meiner Schwester nach Deutschland nicht gegangen. Ich begann Germanistik zu studieren, wurde Leiter einer Buchhandlung, war ein bekannten „Stettiner“ Bahn- und Straßenradfahrer. Anfangs war es aber sehr schwierig. Die Wohnung, die einst meinen Eltern gehörte, wurde mir weggenommen, und ich zog bei meinen Nachbarn, den unvergessenen Stanisław und Helena Polak, ein, die sich um mich wie um einen Sohn kümmerten. Damals heiratete ich, und aus dieser Ehe ging mein Sohn Roman hervor (heute ein bekannter Radiojournalist). Meine Sport- und Berufskarriere nahm einen schnellen Lauf, und kaum merkte ich, dass bereits 13 Jahre vergangen waren, seitdem ich weder meine Mutter noch meine Schwester gesehen habe, mit denen ich lediglich im Briefwechsel stand.
1967 verliebte ich mich zum zweiten Mal und heiratete Magdalena, mit der ich seit über 40 Jahren eine glückliche Ehe führe. Wie haben zwei Kinder – Anna, die Kunsthistorikerin ist, und Hubert, der sein Studium am Lehrstuhl für Fachsprache an der Universität Warschau abgeschlossen hat. Anna wohnt mit ihrem Mann, einem Polen, in Berlin (sie haben zwei Kinder, die ich schon erwähnt habe); Hubert arbeitet als Deutschlehrer und führt eine Sprachschule. Er hat auch zwei Kinder (Bartosz und Anna), und seine Frau Dorota ist meine Lieblingsschwiegertochter.

Ein Treffen nach Jahren
Ich muss aber erwähnen, dass seit der Zeit, als meine Mutter mit meiner Schwester in der BRD geblieben sind, all meine Bemühungen um einen Reisepass für eine Reise „zu Besuch“ zu ihnen erfolglos endeten. Den Pass bekam ich nicht einmal für eine Radrennfahrt nach Riesa in der DDR, obwohl dort bereits Plakate mit Ankündigung meiner Teilnahme (als bekannter Radfahrer) bei diesem Rennen gedruckt vorlagen.
1969 rief mich aus Deutschland meine Schwester an und sagte: „Unsere Mama liegt im Sterben, und wenn du ein Herz hast, so komme!” Dann legte sie auf. Mama war damals tatsächlich krank, wie ich später von dem sie behandelnden Arzt erfahren hatte.
Ich war damals Direktor der Kulturabteilung im Präsidium des Nationalen Wojewodschaftsrates in Stettin, hatte also eine hohe Stellung in den Verwaltungsorganen der Wojewodschaft inne. So stellte ich vorschriftsmäßig einen Antrag auf Ausstellung eines Reisepasses, aber ich bekam ihn nicht (ohne Angabe von Gründen).
Aufgeregt ging ich zum damals höchsten „Beamten“ in der Wojewodschaft, d.h. zum Ersten Sekretär des Wojewodschaftskomitees (in jener Zeit war es Antoni Walaszek); meine Bemühungen unterstützten sowohl der Sekretär des Wojewodschaftskomitees Henryk Huber als auch der Vorsitzende des oben genannten Präsidiums Marian Łempicki, und so wurde meine Reise (nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung zwischen ihnen) genehmigt. Ich fuhr für fünf Tage.
Auf der Treppe in die bescheidene Wohnung meiner Mutter hielt mich ihr Arzt an und sagte, dass ich sie daran hindern sollte, aufzustehen. Sie stand aber trotz meiner Bitte auf! Ich muss wohl nicht viel erzählen, was das für ein Moment war. So etwas kann man nicht vergessen! Mama ist plötzlich „auf wundersame Weise“ gesund geworden. Ich lernte damals ihren zweiten Mann, ihre Brüder samt Familienangehörigen, den Mann meiner Schwester und ihre Kinder kennen, und in meiner Erinnerung ist Ahrbergen aus meinen Kindesjahren wieder lebendig geworden!
Ich möchte betonen, dass damals weder meine Mama noch ihre Brüder, weder meine Schwester noch mein Schwager, der später mein langjähriger Freund wurde, mir zu verstehen gegeben hatten, dass ich mit ihnen bleiben sollte. Solche Gespräche gab es nicht, was davon zeugt, dass sie meine Entscheidung von vor Jahren akzeptiert haben. Sie waren stolz auf meine Leistungen, darauf, dass ich ein Hochschulstudium absolviert habe, stolz auf meine Erfolge bei Radrennfahrten und darauf, dass ich – wie sie sagten – so wichtige Funktionen in der staatlichen Verwaltung ausübte. Nach Jahren wurden meine Treffen mit Familienangehörigen in Deutschland zu regelrechten Besuchen (besonders nach 1989). Wir, d. h ich mit meiner Frau und meinen Kindern, fuhren zu ihnen in den Ferien, zu Festtagen und auch ohne besonderen Anlass; auch sie besuchten uns oft in Polen.

Über Erfolge im Radsport und im Berufsleben …
Ich war unter anderem Meister (der Junioren) und Vizemeister (der Senioren) Polens im Mannschaftsrennen auf der Bahn, mehrmaliger Meister von Stettin und des Stettiner Radfahrervereins auf der Bahn und Straße. Ich war bei einigen wichtigen Rennen unter Beteiligung der besten Radfahrer Polens Sieger (ich siegte über damals so bekannte Radsportler wie Bek, Józefowicz, Zając, Borucz, Mąkowski auf der Bahn und Pruski, Zieliński – Etappensieger bei der Friedensfahrt, Hałuszczak, Bednarek und viele andere; ich fuhr bei allen möglichen Rennen: durchs Gelände, auf der Bahn und der Straße, ja ich übte mich auch bei Rennen „hinter Motorrädern“ – damals war das möglich. Heute spezialisieren sich die Sportler in den von ihnen gewählten Disziplinen. Ich wollte bei jedem Rennen siegen, bis ich zwischen dem Sport einerseits und dem Wissenserwerb und der Berufstätigkeit andererseits wählen musste, denn alle diese Sachen miteinander zu verbinden, war nicht möglich (besonders nachdem ich das Meisterniveau, die sog. Lizenz A erlangt hatte). Also verzichtete ich auf den Sport, und meine berufliche Karriere entwickelte sich von da an in die richtige Richtung.
In der Buchhandlung, in der ich als „Praktikant” angefangen habe, wurde ich Leiter. Ich gründete einen „Klub der Buchfreunde” (unter dieser Bezeichnung veranstaltete ich zahlreiche Ausstellungen, Lesungen, Treffen, Konzerte), wurde zum Direktor des Büros und Sekretär des Präsidiums der Stettiner Kulturgesellschaft (Szczecińskie Towarzystwo Kultury) befördert, von dort wechselte ich auf den Posten des Direktors der Kulturabteilung des Präsidiums der Nationalen Wojewodschaftsrates in Stettin.
Rückblickend schätze ich meine „Stettiner Leistungen“ positiv ein, unter anderem was den Wiederaufbau des Schlosses der Pommerschen Herzöge in Stettin, die Entwicklung von Festivals, unter anderem der Zeitgenössischen Polnischen Malerei, des Künstlerfestivals der Akademischen Jugend (FAMA), der Orgelmusik in Cammin, der Chöre (in Misdroy), der Kurzfilme mit Seethematik betrifft. Auch im Bereich der dynamischen Entwicklung einer sozialen Bewegung für gesellschaftlich-kulturelle Aktivitäten in den Kreisen, der Gründung von „nationalen“ Institutionen, unter anderem der Stettiner Bücherei (Książnica Szczecińska), des Museums, der Philharmonie, des Musiktheaters – des Opernhauses, wie auch im Bereich der Entwicklung der materiellen Basis der Kultur, der Festigung der Bedeutung von Künstlervereinen, der Entwicklung der Laienkunst, der Kulturzentren in den Kreisen und Gemeinden. Ich setzte mich in meiner Tätigkeit dafür ein, dass die Wiedergewonnenen Gebiete schnellstmöglich ihren polnischen Charakter bekommen. Die Stettiner Kulturgesellschaft initiierte damals eine Reihe von Unternehmungen, die für ganz Polen von Bedeutung waren.
1973 begann ich mit meiner Frau Magdalena in Warschau zu wohnen. Wir „bekamen” eine genossenschaftliche Wohnung, hier kamen unsere Kinder zur Welt. Ich begann als stellvertretender Direktor des Zentralen Buchgroßhandels (Centralna Składnica Księgarska) und später als Direktor des Zentrums für Methodik der Kulturverbreitung (Centralny Ośrodek Metodyki Upowszechnienia Kultury) zu arbeiten. Von diesem Posten wurde ich zum Direktor des Departements für Bildende Kunst im Ministerium für Kultur und Kunst befördert. Als mir die Funktion des Chefs der Kulturabteilung der Hauptstadt angeboten wurde, nahm ich sie gern an und wurde für mehr als drei Jahre Direktor der Kulturabteilung der Hauptstadt Warschau. Vor dem politischen Umbruch in Polen war ich noch Direktor des Departements für Buch- und Verlagswesen im Ministerium für Kultur und Kunst.

Nach 1989 …
kam es in Polen zu weitreichenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, von denen auch ich betroffen wurde. Von einem Tag auf den anderen hörte ich auf, Departementsdirektor zu sein, und der einzige reale Grund dafür war, dass ich der von der neuen Leitung des Ministeriums verlangten sofortigen Auflösung aller staatlichen Verlage (darunter der wissenschaftlichen, für Schulbücher und medizinische Literatur) nicht Folge geleistet habe. Dem konnte ich natürlich nicht zustimmen. Zum Glück hatte ich meinen Beruf, von der Ausbildung her bin ich Germanist und Doktor der Geisteswissenschaften im Bereich der Literaturwissenschaft; ich habe vorher mehrere Bücher übersetzt, unter anderem von Autoren wie Georg Heym, Günter Kunert, ich war Verfasser einer Anthologie deutscher Schriftsteller, die über den Krieg schrieben, vorher lehrte ich als Lektor Deutsch an der Handelshochschule in Stettin und unterrichtete in der dortigen Lehrerbildungsanstalt. Ich schrieb auch für bekannte (und gelesene) Zeitungen und Zeitschriften: Nowe Książki, Życie Literackie, Literatura und andere, in denen ich sogar eine eigene „ständige Rubrik“ führte, z. B. in Głos Szczeciński, Express Wieczorny und Głos Pracy.
Ich hatte keine Angst zu arbeiten, und „hohe Posten“ waren nie mein Ziel (stattdessen bin ich stolz darauf, dass ich alles durch eigene schwere Arbeit erreicht habe), und von den Leistungen, die ich zu vollbringen vermochte, dienen alle bis heute der polnischen Kultur und der deutsch-polnischen Versöhnung.

Ich begann … von Neuem
Ich fand ohne Schwierigkeiten Arbeit als Deutschlehrer in einigen Warschauer Lyzeen. Ich arbeitete auch im Goethe-Institut in Warschau und später auch im Deutschlehrerkolleg der Universität Warschau, danach wurde ich im Institut für Angewandte Linguistik (ILS) angestellt, in dem ich als Doktor-Adjunkt und Leiter der Abteilung für Angewandte Kulturwissenschaft arbeitete. In jener Zeit, während meiner Einstellung am ILS, wurde mir vorgeschlagen, in Pułtusk, in der Humanistischen Hochschule, zu arbeiten, und so festigte sich immer mehr meine Beziehung mit dieser Hochschule, die mir immer näher wurde.
In jener Zeit begann ich, Hans Hellmut Kirst zu übersetzen, ich schrieb auch und gab eine „Deutsche Grammatik für dich“ (also für jedermann) heraus, ich war Autor eines Buches über Kirst. Ich wurde Professor der Humanistischen Akademie „Aleksander Gieysztor“ in Pułtusk (dorthin wechselte ich nach meiner Einstellung im Institut für Angewandte Linguistik der Universität Warschau über), wo ich die Spezialisierung „Didaktik der Fremdsprachen“ mitschuf und das Interfakultäre Zentrum für Deutschlandstudien organisierte. In der Akademie, in der ich bis heute arbeite, habe ich gemeinsam mit Prof. Tomasz Pszczółkowski vom Institut für Germanistik der Universität Warschau das Buch. „Polen zwischen Deutschland und Russland * Polska miedzy Niemcami a Rosją” herausgegeben. Mit Axel Schmidt gründeten wir gemeinsam eine deutsch-polnische Sektion des „ost-west-forums Gut Gödelitz”. In der Humanistischen Akademie habe ich nach wie vor Vorlesungen, unter anderem im Fach Didaktik des Fremdsprachenunterrichts, ich führe Magisterseminare, Konversationsunterricht sowie eine Vorlesung über Literatur, Kultur und deutsch-polnische Beziehungen – alle Fächer in Deutsch und außerdem eine Vorlesung über Europäische Union und Globalisierung in Polnisch.

Ich war, bin und bleibe ein Fürsprecher der deutsch-polnischen Zusammenarbeit
Je mehr ich wegen meiner deutschen Abstammung bei der Beförderung im Berufsleben (und auch im Sport) gehindert worden bin, um so engagierter war ich in Aktivitäten zur Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschen. Auch mit Österreich und der Schweiz. Ich tat dies aus der Überzeugung, dass so gehandelt werden muss!
In Deutschland habe ich viele Freunde und habe sehr viele Menschen kennengelernt, die Polen und seinen Menschen gegenüber hohe Achtung erweisen und mehrmals bewiesen haben, dass sie sich wegen ihrer unrühmlichen Vergangenheit schämen. Meine deutschen Bekannten, Kollegen und Freunde tun sehr viel daran, damit unsere gegenseitigen Beziehungen partnerschaftlich gestaltet sind. Und ich weiß, dass sie dort, wo sie tätig waren – an Hochschulen, in Schulen und Betrieben – mutig und entschlossen die deutsch-polnische „Versöhnung“ organisierten (das Wort mag ich nicht, die Bezeichnung „gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit“, gestützt auf das Prinzip der vollen Partnerschaft und der gegenseitigen Vorteile, passt mir besser!)
Geschichte hat glücklicherweise nach dem Zweiten Weltkrieg die Gerechtigkeit walten lassen und Nazideutschland gezwungen, bedingungslos zu kapitulieren. Der neue deutsche Staat hat sich von dem schandhaften Erbe entschieden distanziert. Und er folgt den Spuren derer, die dem Humanismus und der Demokratie den Weg geebnet haben. Sie nannten alle Menschen in der ganzen Welt, darunter auch die Polen, Brüder!
Obgleich die „Vergangenheit“, also das, was geschehen ist, nicht vergessen werden darf, können wir der jungen Generation der Deutschen all das, was ihre Eltern als Schuld auf sich geladen haben, nicht zur Last legen. Würde ich etwas ganz Böses machen, kann ich doch dafür meine Kinder nicht zur Verantwortung ziehen, sie sollten aber die Wahrheit kennen.
Davon überzeugte mich die Prosa von Hans Hellmut Kirst, die ich übersetzt habe; auch die der anderen herausragenden Schriftsteller wie Günter Kunert und Anna Seghers (über die ich eine Monographie geschrieben habe). Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und die der früheren beiden deutschen Staaten beweist, dass die Deutschen ehrlich bereuen, was früher geschehen ist, und dass sie nach 1945 alles Mögliche getan haben, um sich vom Bösen loszusagen und es wiedergutzumachen.
Dutzende meiner Freunde – angefangen bei Axel Schmidt, über Pfarrer Josef Kröger, Klaus Hohmann, Walter Hunger (mit denen wir die ersten Schüleraustausche zwischen polnischen und deutschen Jugendlichen organisierten), auch über meinen bereits verstorbenen Schwager Helmut Müller (der die Kontakte zwischen deutschen und polnischen Sportlern organisierte), auch Künstler, Schriftsteller, Politiker, Diplomaten und Hunderte einfache Leute, denen ich in meinem Leben begegnet bin – ihrerseits habe ich nicht einen Hauch von Aggression erlebt, sie alle hatten nur die Verwirklichung der Idee der Versöhnung und einer redlichen Zusammenarbeit jetzt und in Zukunft im Sinne.
Von daher ergriff ich selbst mehrere Initiativen, die jene „Brücke“ der deutsch-polnischen Zusammenarbeit heute bilden. Als Beispiele kann ich etwa Darbietungen deutscher Kunst und ihrer Leistungen durch polnische Theater, Philharmonien, Konzerte, Ausstellungen und Museen nennen (als ich in der Kultur sowohl in Stettin als auch in Warschau und im Kulturministerium leitende Funktionen innehatte).
Auch durch den Deutschunterricht in Polen (als Lehrer in Schulen und Dozent an Hochschulen).
Ich unterstützte auch und fördere weiterhin die Idee der Zusammenarbeit zwischen Städten, Regionen, Einzelpersonen und vor allem zwischen jungen Menschen.
Mit Axel Schmidt veranstalten wir gemeinsam seit zehn Jahren deutsch-polnische wissenschaftliche Konferenzen. Auch die deutsch-polnischen Biographiegespräche sind hierzu ein Beispiel, ebenso wie die Initiierung des Interfaktultären Zentrums für Deutschlandstudien an der Hochschule, in der ich derzeit arbeite.
Ich habe auch gern die Aufgabe übernommen, das „ost-west-forum Gödelitz” in Polen zu vertreten – ehrenamtlich, es versteht sich von selbst. Als Anhänger der Europäischen Union bin ich überzeugt, dass Europa nur dann eine Zukunft haben wird, wenn es von Polen und Deutschen gemeinsam gestaltet wird und beide Völker miteinander nach Prinzipien einer vollen Partnerschaft zusammenarbeiten werden. Ich bedaure es, dass nach wie vor Stereotypen eine wichtige Rolle spielen, und dass noch viel Zeit vergehen wird, bis die Normalität zu funktionieren beginnt. Von der eingeschlagenen Richtung darf man nicht abweichen. Um so wichtiger sind unsere gemeinsamen Biographierunden, in denen wir einander die Wahrheit darüber sagen, wie es war, um jegliche Hindernisse zu beseitigen, die unserer Entwicklung und der Schaffung einer gemeinsamen europäischen Zukunft im Wege stehen. Wir müssen einander vertrauen und glauben, dass es keinen anderen Weg gibt, wenn wir in Frieden leben wollen! Polen und Deutsche haben bei diesem Werk noch viel zu tun. Ich bin stolz darauf, dass wir das Problem heute so stellen können, deshalb lasst uns die Biographiegespräche fortsetzen, lasst uns die Fakten enthüllen, dass sie nicht von Stereotypen ersetzt werden.

Ich achte meine Mutter – heute bereits seligen Andenkens – deshalb, weil sie:
– mir nie zum Vorwurf gemacht hat, dass ich mit ihr aus Polen nicht ausgewandert bin,
– meine Wahl der Staatsbürgerschaft und der nationalen Zugehörigkeit akzeptiert hat und nie versucht hat, mich
zur Änderung meiner Entscheidung zu überreden,
– mit unerhörter Demut ihr Schicksal trug –1949 kam sie mit meinem Vater nach Polen und hat Polnisch gelernt,
– bis zum Ende ihrer Tage die von meinem Vater übernommenen polnischen Traditionen und Bräuche pflegte,
– über Polen, als sie wieder in Deutschland war, niemals schlecht sprach,
– bis zu ihrem Lebensende, obwohl sie eine Deutsche war, eine „polnische Seele“ hatte.

Andererseits erwähnte der deutsche Priester, der die Beerdigungsmesse zelebrierte, ihren „polnischen Lebenslauf“ bei der Beisetzung mit keinem einzigen Wort. Als ich ihn darauf hinwies, sagte er lässig, das sei hier in Ahrbergen allen bekannt. Ich nahm es ihm sehr übel, und heute, wo ich diesen Vorfall erwähnte, nehme ich symbolisch diesen „Splitter“ aus meiner Seele und werde darauf, nachdem ich es getan habe, nicht mehr zu sprechen kommen.

Wie kam es zu den deutsch-polnischen Biographierunden?
Sie entstanden auf der Grundlage der deutsch-deutschen Biographiegespräche; zu einer der „Runden“ lud mich Axel Schmidt ein. Zuvor trafen wir uns aber schon in Gödelitz bei anderen Veranstaltungen, den „deutsch-polnischen“ Seminaren. Sie galten unter anderem der Kooperation von Polen und Deutschen in der Europäischen Union, der Bedeutung des Globalismus in beiden Ländern; wir sprachen in Fachkreisen über den Neoliberalismus in Polen und in Deutschland, über die Rolle der Kultur bei der gegenseitigen Annäherung und über „Polen zwischen Deutschland und Russland“.
Über unsere sich stets entwickelnde Zusammenarbeit hat das im Laufe der Jahre aufgebaute Vertrauen zueinander entschieden, das aber nicht von ungefähr entstanden ist. Auf gleicher „Welle“ trafen sich unserer Gedanken und die Überzeugung, dass die Welt besser und sicherer sein kann, wenn wir die Probleme gemeinsam lösen.

Eine wichtige Rolle bei unserer Annäherung spielte die Tatsache, dass sich unsere Familien kennenlernten, wie auch der Umstand, dass unsere Lebensgeschicke ähnlich waren. Wir wurden als Kinder in gleichem Maße vom Krieg sehr schmerzhaft betroffen; wir litten Hunger und erlebten das Schicksal der Flucht und Vertreibung (Axel aus der sowjetischen Besatzungszone, nach Verlust seinen Familiengutes, nach Westdeutschland; ich aus Polen nach Deutschland im Jahre 1945).
Kurzum – wir sind uns durch unsere Biographien näher gekommen. Deshalb beschlossen wir, diese Begegnungen zu organisieren und fortzusetzen und deren Ergebnisse zu veröffentlichen. Dieses Buch ist das zweite aus der Reihe, die wir 2014 initiiert haben.

 

 

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